([Quelle: Offizielle
Presseaussendung des Kantons Thurgau] gefunden auf
nullzeit.at)
Der
Regierungsrat des Schweizer Kantons Thurgau hat das im Jahr 1864 vor
Bottighofen gesunkene Dampfschiff Jura unter Schutz gestellt. Tauchen
ist nur noch mit Sondergenehmigung möglich.
Der
Regierungsrat hat das Amt für Archäologie dazu ermächtigt, Dritten die
Untersuchung und allenfalls Bergung der Jura zu gestatten. Mit anderen
Worten: für Tauchgänge auf der Jura ist ab sofort dort eine
Sondergenehmigung einzuholen.
Seit einigen
Jahren wird das Wrack der Jura von Sporttauchern aufgesucht und auch
geplündert. Um den Dampfer als kulturhistorisches Objekt von hoher
industriearchäologischer Bedeutung der Nachwelt zu erhalten, hat der
Regierungsrat die Besitzverhältnisse nun geklärt und das Schiff unter
Schutz gestellt.
Er hat sich
dabei auf zwei Artikel des Zivilgesetzbuches (ZGB) gestützt. Gemäß
Artikel 718 wird eine herrenlose Sache dadurch zu Eigentum erworben,
dass jemand sie mit dem Willen, ihr Eigentümer zu werden, in Besitz
nimmt. Vorbehalten bleibt ferner Artikel 724: Handelt es sich um
herrenlose Naturkörper oder Altertümer von erheblichem
wissenschaftlichem Wert, so gelangen sie in das Eigentum des Kantons, in
dessen Gebiet sie gefunden worden sind.
Dieser Artikel
ist nicht nur auf archäologische Objekte im herkömmlichen Sinn
anwendbar, sondern auch auf Gegenstände, die erst im Laufe des
Mittelalters oder der letzten Jahrhunderte im Boden verschwanden oder
vergraben wurden.
Außerdem
besagt das kantonale Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Natur und der
Heimat, dass das kulturgeschichtliche Erbe, insbesondere auch
erhaltenswerte Objekte zu schützen und zu pflegen seien. Mit der
Unterschutzstellung ist der Weg nun frei für fachgerechte
Rettungsmaßnahmen.
Da der
Regierungsrat davon ausgeht, dass infolge der Aktivitäten von
Sporttauchern wichtige Zeugen zur Geschichte des Thurgaus und der
Seefahrt auf dem Bodensee verloren gehen, wurde nunmehr die
Tauchbeschränkung erlassen.
Die
Geschichte der Jura
Am 12. Februar
1864 um 11 Uhr ist im dichten Nebel vor Bottighofen das Dampfschiff Jura
vom Dampfer Zürich gerammt worden und innert vier Minuten gesunken. Ein
Matrose verlor das Leben, ein Schiffsjunge erlitt einen Armbruch.
Die Passagiere
und der Rest der Besatzung retteten sich auf die Zürich. Von der Ladung
an Seiden- und Baumwollstoffen kam ein grosser Teil schwimmend an die
Oberfläche, während angeblich rund fünf Tonnen Eisenwaren und das Gepäck
der Passagiere mit dem Schiff untergingen.
Die
Untersuchungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass die beiden Kapitäne
ihre Pflichten erfüllt hatten. Die Verfahren wurden eingestellt.
Der
Bodensee und seine Wracks
Der Bodensee
ist nach archäologischen und schriftlichen Quellen seit langer Zeit ein
viel befahrenes Gewässer. Sowohl im oberen wie im unteren Teil des
Bodensees und im Seerhein finden sich Wracks von Schiffen
unterschiedlicher Zeitstellung.
Die Spanne
reicht von Einbäumen aus der Jungsteinzeit über spätmittelalterliche und
neuzeitliche Ledinen bis hin zu Dampfern des 19. Jahrhunderts. Allen
Wracks kommt eine hohe wissenschaftliche und kulturhistorische Bedeutung
zu. |